Am heutigen Sonntagmorgen, den 28. Februar 2016 entschlief etwa gegen halb sieben Uhr friedlich unsere über alles geliebte Mutter und Großmutter Ruth Mathieu. Sie erlag nach einigen Tagen schließlich den Folgen eines wiederholten Schlaganfalls, zu aller Glück jedoch ohne großes oder langes Leiden.
Ruth Mathieu wurde am 4. August 1926 als Ruth Pia Armande Hennecke in Brandenburg/Havel geboren und erlebte die Kriegsjahre unter anderem in einem Arbeitsdienst in der heutigen tschechischen Republik, von wo sie gegen Kriegsende schließlich unter abenteuerlichen Umständen floh.
Zu Hause angekommen überredete sie angesichts der unmittelbar bevorstehenden russischen Besetzung widerum ihre Eltern zur sofortigen Flucht. Man entkam in letzter Minute per nächtlicher Überquerung der Elbe im mitgebrachten Faltboot.
Ruth Hennecke studierte nach Kriegsende Kunst zunächst in Berlin und wechselte dann nach Düsseldorf an die dortige Kunstakademie.
Nicht jedem wird sich auf Anhieb erschließen, wie man kurz nach Kriegsende, als das ganze Land Hunger litt und in Trümmern lag auf die Idee kam, ausgerechnet Kunst zu studieren. Die ersten Studenten an der ausgebombten Düsseldorfer Kunstakademie, unter ihnen Ruth Hennecke und Fritz Rupprecht Mathieu, aber auch ein gewisser, dem Vernehmen nach Ruth glühend verehrender Günter Grass hatten entsprechend noch persönlich beim Wiederaufbau, namentlich dem Betonieren neuer Geschossdecken in schwindelnder Höhe zu helfen.
Ruths Bruder Alfred beschreibt sehr schön das Atelier der beiden im ehemaligen OP-Saal eines ebenfalls zerbombten Krankenhauses in der Sternstraße. Es lag nur einen Steinwurf von der Akademie in der Eiskellerstraße entfernt, auf der anderen Seite des Düsseldorfer Hofgartens, gleich unterhalb der mondänen Königsallee.
Neben der bildenden Kunst erledigte das Paar viele Aufträge, zum Beispiel den Bau von Karnevalswagen für den Düsseldorfer Rosenmontagszug. Diesen erlebten sie jedoch vor lauter Erschöpfung durch den Bau meistens nicht mehr sondern nutzen den Tag für ausgiebigen Schlaf.
Nach Geburt des ersten Sohnes zogen sie zunächst auf dringendes Anraten von Ruths Eltern und sehr zu Fritz Rupprechts Unbill in eine „normale“ Wohnung in der Gartenstraße. Anfang der 60er Jahre verließen sie dann die Düsseldorfer Innenstadt in Richtung des damals noch eigenständigen Dorfes und Luftkurortes Hösel („im Walde“), um das kreative Paradies zu bauen, von dem in so vielen Kommentaren die Rede ist.
Dieses bestand anschließend fast 50 Jahre bis zum bewussten Tag im Mai 2010, an dem Fritz Rupprecht starb und Ruth zu ihrem ältesten Sohn zog. Das Haus stand einige Zeit leer und wurde schließlich samt Grundstück verkauft. Sechs Jahre nach seinem Tod ist Ruth nun ihrem Mann Fritz Rupprecht gefolgt, womit zwei bewegte Lebensgeschichten der deutschen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte ihr Ende finden.
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